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19. Januar 2014 7 19 /01 /Januar /2014 14:48

PERISCOP

 

Der Verein der ehemaligen rumänischen Auslandsnachrichtendienstler (Serviciul de Informati Externe / SIE) gibt eine eigene Vierteljahresschrift heraus.

 

http://www.acxie.ro/

 

Worauf können Menschen im Rentnerstand, die nunmehr nicht wie in ihrem früheren Beruf gegen feindliche Kräfte eingesetzt werden, schon Ausschau halten? Sie richten ihre Blicke auf den Ertrag ihrer Laufbahn, auf ihre Erfahrungen verwerten, die sie nun zur Erfüllung einer neuen Aufgabe verwerten möchten, nämlich der Sicherheitserziehung der heutigen Gesellschaft.

 

PERISCOP dient auch gesellschaftswissenschaftlicher Forschung. Verfasser sind Vereinsmitglieder, Diplomaten, Hochschullehrer, wobei der Leitgedanke ist die Klärung wichtiger Ereignisse der Geschichte, der Darstellung der Gefahren, der Bewusstmachung hinsichtlich der unterschiedlichsten Situationen des persönlichen und sozialen Lebens, in denen Sicherheitserwägungen geboten sind. Nicht zuletzt beziehen sich manche Materialien auf die rumänische Beteiligung an Projekten auf dem Gebiet der euro-atlantischen Sicherheit.

 

Ein Beispiel: PERISCOP, Vierteljahresschrift ehemaliger rumänischer Auslandsnachrichtendienstler, Jahrgang 6, Heft Nr. 3(23), Bucuresti, Juli-September 2013. Der Inhalt ist in vier Hauptabschnitte gegliedert:

1 „Nachrichtendienste“,

2 „Kultur der Sicherheit – Politische Kultur“,

3 „Politische und strategische Studien“ und

4 „Memoiren“.

 

Der LeitartikelHochwürdige Rumänische Nation!“ erinnert an die Vereinigung aller Landesteile 1918 in einem Staat, was nach Dimitrie Gusti das Ergebnis der Befolgung dreier tragender Gedanken im Bewusstsein der Rumänen gewesen war: der lateinische Ursprung, die Differenzierung der rumänischen von anderen Nationen und der Wunsch nach sozialer und nationaler Freiheit.

 

1. Der Abschnitt „Nachrichtendienste“ erinnert („Unter der Kutte der Komintern [...]“) an die „Superfrau Sonja“, die Britin, die in den Jahren des Zweiten Weltkriegs der Sowjetunion Informationen aus dem Lager der westlichen Alliierten lieferte. „Bestechungsgelder an Generale“ berichtet über jüngst freigegebene MI6-Unterlagen, aus denen zu erfahren ist, dass der britischen Geheimdienst Franco-Generalen Geld angeboten hatte, um sicherzustellen, dass Spanien sich nicht auf Hitlers Seite am Kriegsgeschehen beteiligen würde.

 

Andere Beiträge befassen sich mit der Untersuchung der Tätigkeit mehrerer amerikanischer Politiker, darunter Harold Ware, Harry Dexter White und Alger Hiss,  die in der anfänglichen Nachkriegszeit, wohl der kommunistischen Ideologie zugetan, an Stalins Projekt einer kollektivistischen Landwirtschaft mitmachten, später aber sich Unternehmungen widmeten, die schließlich zu dem gegenwärtig laufenden Prozess der Globalisierung führten. Ebenfalls werden noch nicht ausreichend geklärte Details bezüglich des Verhaltens der CIA und des Mossad im Zusammenhang mit dem Attentat vom 11/9 unter die Lupe genommen.

 

2. „Kultur der Sicherheit – Politische Kultur.  Ein Verfasser untersucht in Der Fortbestand der Vaterlandsliebe und das fortdauernde Bedürfnis einer Kultur der Sicherheit die semantische Entwicklung des Begriffs „Patriotismus“ in der Zeit nach der Wende. Er kommt zu dem Schluss, dass die Vernachlässigung der Erziehung im Geiste des Bewusstseins der Zugehörigkeit zu einem Wertesystem unerwünschte Folgen haben kann. Eine positive Einstellung gegenüber dem eigenen Staat beinhaltet als unabdingbaren Bestandteil auch das richtige Verstehen und Einstufen der Sicherheitserfordernisse, ja das unerlässliche Aneignen angemessener Verhaltensmuster. „Manipulation durch Auslassen“ macht auf die Notwendigkeit aufmerksam, bei der Darstellung der von den rumänischen Sicherheitsbehörden in der kommunistischen Zeit ausgeführten Tätigkeit die Gesamtheit der belegbaren Fakten zu berücksichtigen, damit für keine der Beteiligten und Betroffenen eine Entstellung der Wahrheit entsteht. „Das FBI und die politischen Morde in den USA“ bietet die Gelegenheit nützlicher Betrachtungen über die durch Training und Übung gesicherte Einsatzbereitschaft der US-amerikanischen Behörde, deren Beamte als die „Unbestechlichen“ Weltberühmtheit erlangt haben.

 

3. „Politische und strategische Studien“. „Die Integration als Chance einer Europäisierung des Balkans“ setzt sich mit der Problematik der EU-Integration der ehemaligen jugoslawischen Staaten auseinander, die sowohl für Brüssel als auch für die Völker der betreffenden Region eine schwierige Aufgabe darstellt. „Rumänien – Überleben und Selbstbehauptung durch Diplomatie in den Jahren des Kalten Kriegs“ ist die Rezension eines neu erschienenen Buchs gleichen Titels über die Beteiligung Rumäniens am internationalen Geschehen. Die fünf Themenbereiche der Arbeit: die Gefangenschaft Rumäniens im Zwang der Verständigung zwischen der Mächte am Ende des Zweiten Weltkriegs –  UdSSR, USA und Großbritanniens –, die Quellen des Widerstands Rumäniens gegen die UdSSR, der Sinn der Unabhängigkeitspolitik, deren Krönung die Erklärung vom April 1964 war, das Management der großen internationalen Krisen in der Zeit des Kalten Kriegs sowie Rumäniens Annäherung an den Westen. „Venezuela in der Zeit nach Chavez“ bietet eine Synthese der Entwicklung des Landes unter Hugo Chavez. „Der Yom-Kippur-Krieg – ein Sieg wie eine große Niederlage“ unterstreicht die Bedeutung richtiger Deutung und Verwertung nachrichtendienstlicher Informationen für die Kriegsführung.

 

4. Im Abschnitt „Memoiren“ ist ein Interview, der dem Leser den Einsatz des Auslandsnachrichtendienstes zum Schutz der rumänischen Interessen in einer Zeit der Konfrontationen auf der unsichtbaren Front vor Augen bringt. Sein Fazit: „Wir dürfen die Verantwortung der Auslandsnachrichtenbehörde Rumäniens gegenüber der Geschichte nicht aus den Augen verlieren.“ Unter dem Titel „Das Periscop-Archiv: Die sowjetische Obsession eines Anspruchs Rumäniens auf die beraubten Landesgebiete“ wird ein aus dem sowjetischen Archivbestand stammendes freigegebenes Dokument veröffentlicht, welches sich auf die Vorwürfe Moskaus wegen des „Sonderkurses Rumäniens in der Außenpolitik“ und wegen der Bemühungen rumänischer Historiker, den Entstellungen der rumänischen Geschichte durch sowjetische Publikationen entgegenzuwirken, bezieht. Ein weiterer, „Mosaik“ bezieht sich unter anderem auf die erste Vereinigung der drei Fürstentümer durch Michael den Tapferen, die neue Ausgabe eines rumänischen Romans über das Kloster am Heiligen Berg Athos, ein neues Buch über die Lage der rumänischen Juden in den Jahren 1940-1944.

 

www.viorel-roman.ro

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